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Nicht nur Kinderaugen wollen draußen spielen! Foto: fotolia @ Christian Schwier
Nicht nur Kinderaugen wollen draußen spielen! Foto: fotolia @ Christian Schwier

RAUS! Immer mehr Kinder sind kurzsichtig

Augen brauchen Licht und Weite

12. April 2018. „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, sagt der Volksmund frei nach Goethe. Unsere Augen sehen das ganz anders!

Immer mehr Kinder brauchen eine Brille. Das merken wir nicht nur im Frankfurter „Augenstern“, das beschäftigt Wissenschaftler weltweit. Zwar ist eine Brille heute kein „Makel“ mehr, doch stark Kurzsichtige haben ein viel höheres Risiko für schwere Augenerkrankungen wie Netzhautablösungen, Makuladegenerationen oder Grünen Star. Und weil die Kosten zumindest die Schwellenländer überfordern, wird mit Hochdruck geforscht.

Die Fakten:

  • In Deutschland wird heute jedes zweite Kind im Grundschulalter kurzsichtig.
  • In asiatischen Ländern mit rigiden Pauksystemen wie China, Südkorea, Singapur oder Taiwan liegt die Zahl der kurzsichtigen Kinder und Jugendlichen bei 84 – 96 Prozent.
  • „Stubenhocker“ sind besonders betroffen.
  • Je höher die Bildung und je länger die Ausbildung, desto stärker die Kurzsichtigkeit.
  • In Deutschland ist derzeit knapp ein Viertel der Menschen ohne Ausbildung oder höhere Schulbildung kurzsichtig; unter den Hochschulschulabsolventen sind es mehr als die Hälfte. Frank Schaeffel vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde der Universität Tübingen geht von einer rasanten Zunahme durch die Allgegenwärtigkeit der Smartphones aus.
  • In Europa sind heute knapp 16 Prozent der 65- bis 69-Jährigen kurzsichtig. Bei den 55- bis 59-Jährigen haben fast 28 Prozent mindestens minus 0,75 Dioptrien und bei den 25- bis 29-Jährigen sind es gut 47 Prozent (European Eye Epidemiology Consortium)
  • Kurzsichtigkeit beruht nur teilweise auf Vererbung. Der extreme Anstieg in kürzester Zeit hat die Vererbungsthese widerlegt.
  • Babys haben einen kurzen Augapfel und sind leicht weitsichtig. Richten Kinder ihre Augen ständig auf Objekte in weniger als fünf Meter Entfernung, wächst der Augapfel übermäßig in die Länge – der Mensch wird kurzsichtig.
  • Das Augenwachstum ist nicht, wie bisher angenommen, mit 18 bis 20 Jahren abgeschlossen.
  • Helles (Tages-)licht hemmt das Augenwachstum – die Ursache ist noch nicht völlig geklärt.
  • Im Freien ist es tagsüber – je nach Witterung – zehn- bis hundertmal heller als in Innenräumen.

Die Erkenntnisse zu „Stubenhockern“ und „Tageslicht“ brachten den Durchbruch – jetzt mussten die Forscher nur noch die heutige Lebenswelt anschauen und 1 und 1 zusammenzählen:

  • Die Menschen nutzen ihre Augen privat und beruflich zunehmend für die „Kurzstrecke“: Handy, Schreibtisch, Computer.
  • Kinder spielen weniger draußen.

Am schnellsten zog Taiwan die Konsequenzen: Hier gehen Kindergarten- und Schulkinder jeden Tag (!) mindestens (!) zwei Stunden (!) raus. Und nach jeder (!) halben (!) Stunde im Nahmodus bekommen die Kinderaugen zehn Minuten Pause. Schon im ersten Jahr reduzierte sich die stetige Zunahme der Brillenträger je nach Alter um bis zu 50 Prozent.

Ob Sie Parks, Gärten, Wälder, Wasser oder Häuserschluchten anschauen, scheint ziemlich egal: Die Optiker vom Nordendblick wünschen Ihren und den Augen Ihrer Kinder ein fröhliches In-die-Ferne-Schweifen.

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