23. April 2024. (tac). Wenn beide Eltern kurzsichtig sind, kann man fast drauf wetten: Auch…
Das betrachten wir jetzt mal ganz subjektiv
Augenmessung in 3D – ein Kundenbericht
Frankfurt, 22. September 2019. Ich brauche eine neue Brille – und Carina Schäfer vom Nordendblick verspricht mir eine neue Show: Augenmessung in 3D. Warum das? „Weil nicht nur alle Augen anders sind, sondern auch alle Hirne. Objektiv messen können wir schon lange. Aber Sie werten bei unseren Augentests immer subjektiv. Und das können wir jetzt viel genauer abbilden.“ Das Ergebnis soll meinem „Sehgefühl“ näher kommen – und auch die Gewöhnung an eine Gleitsichtbrille einfacher machen.
Alles beginnt wie üblich: Ich bekomme das Messgestell auf die Nase, beschwert von „Einlegescheibchen“ mit meinen bisherigen Werten. Dazu ein 3D-Filter, den ich nicht bemerke. Aber muss nicht ein Auge abgedeckt werden? „Keinesfalls“, erklärt Augenoptikermeisterin Schäfer, das sei ja der Witz der Sache: „Mit I’Syncro kann man beide Augen zusammen messen – so wie Sie im Alltag auch sehen. Oder, genauer: Sie merken es gar nicht, wann ich speziell das linke oder das rechte Auge messe.“ Zwar gehörte auch bisher schon eine Feinabstimmung mit beiden Augen zu jeder Messung, „aber die Feinjustierung mit beiden Augen war weniger exakt.“
Eigentlich will ich berufsbedingt immer alles wissen. Leider bin ich im mathematisch-physikalischen Bereich einschließlich Optik eher begrenzt begabt. Carina Schäfer erklärt super, aber ich habe irgendwann entschieden, dass ich nicht alles verstehen muss – deshalb gehe ich ja zum Optiker meines Vertrauens.
Auf dem Monitor an der Wand leuchtet eine Berglandschaft, davor gleißt ein See. Urlaub wäre auch mal wieder schön … Gerade fange ich an zu träumen, da „Ändert sich was?“ Huch, das ist jetzt aber echt dreidimensional: Der See im Vordergrund scheint aus dem Rahmen herauszuragen, der Wald in die Tiefe der Wand zu reichen. Toll! Wie die 3-D-Brille im Kino kann ich mit dem 3D-Filter in der Prüfbrille die flache Leinwand dreidimensional sehen.
Augentest mit Urlaubstimmung (*)
Dann hängen plötzlich ein paar bunte Heißluftballons auf dem Bildschirm. Und mitten im Raum! Und hinten in der Wand!! Während ich staune, kommen schon die nächsten Fragen: „Alle gleich klar? – „Dann bitte mal sortieren: Welcher hängt am weitesten vorn? Und dahinter?“
Frau Schäfer ist zufrieden: „Manche Menschen können nicht räumlich sehen. Sie haben keine Tiefenwahrnehmung und dann wundern sie sich, dass ihnen beim 3D-Film übel wird. Das lässt sich nicht ändern, aber es hilft, wenn man es weiß.“ Schön, dass ich nicht dazugehöre.
Jetzt wird der Heißluftballon zum Transportfahrzeug: „Sehen Sie Baum oder Bär?“ „Baum.“ Plötzlich sehe ich doch den Teddy und dann wieder den Baum. Diagnose: „Das linke Auge ist das Führungsauge. Das ist wie rechtshändig oder linkshändig, hängt aber nicht zusammen. Ein Linkshänder kann durchaus das rechte Auge als Führungsauge habe.“ Wieder was gelernt! Und auch, dass es offensichtlich möglich ist, meine beiden offenen Augen getrennt zu „bespielen“ – wie auch immer das geht.
Im nächsten Schritt bekomme ich die klassischen Buchstaben und Zahlen in unterschiedlichen Größen vor die Linse. „Ha, die obere ist ja viel schwächer“. Das soll sie auch, denn wenn ich keinen Unterschied sähe, wäre das Kontrastsehen eingeschränkt und Frau Schäfer würde mich sicherheitshalber zum Augenarzt schicken. Dann gibt es Kreuze, Kringel in Feldern, nochmal Buchstaben – das ganze bekannte Programm. Größer, kleiner, schärfer – Augentests sind anstrengend. Aber ich habe das Gefühl, dass die Konzentrationsarbeit leichter fällt vor dem Landschaftsbild.
Alle Tests werden mit zwei offenen Augen durchgeführt – ich soll gucken wie sonst auch. „Subjektive Messung“ heißt das im Fachjargon. Persönlich pingelig, würde ich eher von „Messung des subjektiven Sehens“ sprechen, aber grundsätzlich kann ich das nachvollziehen.
Das Ergebnis nach rund 20 Minuten: Die Sehstärke hat sich – Tribut an Alter und Bildschirmarbeit – ein bisschen verschlechtert. Zylinder und Achse sollen etwas anders gesetzt werden. Und: Ich schiele ein bisschen. Aber da mir noch niemand einen „Silberblick“ angedichtet hat und ich seit über einem halben Jahrhundert – subjektiv – gut damit lebe, lassen wir es dabei. „Bei einem Kind würde ich das schon korrigieren“ sagt Carina Schäfer.
Die Augenprüf-Software „I’Syncro 3D powered by PASKAL“ wurde von den Augenoptikern Fritz Passmann und Dieter Kalder gemeinsam mit einem auf Augenoptik spezialisierten Softwareanbieter entwickelt. Das System bietet heute mehr als 80 (!) verschiedene Tests an, darunter auch Zeichen für Kinder, die noch nicht lesen können, Die Standardtestreihe mit acht Tests wird je nach Bedarf individuell ergänzt.
PS: Eine Woche später ist die neue Brille fertig: Fühlt sich gut an. So ganz subjektiv.
(*) Ich habe die einzelnen Tests leicht verfremdet, um nicht zu viel zu verraten und Testergebnisse nicht zu beeinflussen.
Kerstin Hendess